Am Berliner Arnimplatz im Prenzlauer Berg stehen zwei unscheinbare Häuschen, eines davon aus rotem Klinker. Mit Graffitis und Kiezkunst übermalt, wird die Netzstation am Kinderspielplatz schnell übersehen, dabei handelt es sich um ein architektonisches Kleinod.
Hans Heinrich Müller, ein Name wie aus dem Telefonbuch, war ein Architekt der Zwischenkriegszeit. Für die Berliner Elektrizitätswerk-Aktiengesellschaft (BEWAG) plante und baute er zahlreiche Ab- und Umspannwerke. Zumeist ausgeführt in rotem Backstein erscheinen sie als wahre Kathedralen und Trutzburgen der Elektrizität. Seine bekanntesten Bauten sind sicherlich das Umspannwerk Humboldt im Prenzlauer Berg, das Umspannwerk Scharnhorst im Wedding und – die Spannung steigt! – das Umspannwerk Buchhändlerhof in Mitte, besser bekannt als „E-Werk“ (ganz genau, der frühere Technotempel).
- Voll Kiezkunst: Eckansicht von der Schönfließer Straße
- Nach oben hin geht’s auseinander.
- Spitzbuben & Spitzbogen: Fensterlösung.
Von H.H. Müller stammt auch die besagte Netzstation am Arminplatz. Er entwarf das kleine Gebäude, das aussieht wie das Toilettenhäuschen zu seinen üblichen Backsteinburgen, Mitte der Zwanzigerjahre für die BEWAG. Allerdings gibt es ein Detail, das bei diesem schlichten Häuschen herausragt. Die Fensterchen mit ihrer spitz zulaufenden Schlusssteinlösung zitieren sein nahe gelegenes Umspannwerk Christiania in der Osloer Straße, das zugegebenermaßen imposanter aussieht und optisch mehr hermacht. Beide Bauten stehen in der Berliner Denkmalliste.
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Netzstation Arnimplatz
Datierung: 1926-1927
Entwurf: Hans Heinrich Müller
Bauherr: Berliner Elektrizitätswerke AG