Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster

Gymnasium zum Grauen Kloster Berlin

Foto: Wilhelm Kick (Hrsg.): Moderne Neubauten, 4. Jahrgang, Stuttgarter Architektur-Verlag Kick, Stuttgart 1902 (gemeinfrei)

„Mit geöffneten Augen träumte ich mich beim Überschreiten der Grenze Frankreichs in die alte Schülerzeit hinein. Da stand sie lebendig vor mir und als ihr würdigster Vertreter mein alter Lehrer, Professor Ferdinand Lamprecht, der Prorektor des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster. Durch ihn wussten wir in Paris ziemlich Bescheid, und im Sprachunterricht hat er auch dem Bockbeinigsten mit nie versiegender Geduld ein Etwas, sogenanntes „aliquid“ beigebracht. Wenn ich im Kriege einen Klosteraner traf, erster Gesprächsstoff, der zueinander und näher brachte, war Lamprecht mit seinen französischen Blättern, die er dem Zeitungsordner der alten Berliner Konditorei Gumpert für uns ausspannte – Lamprecht mit der Revue des deux Mondes und dem Wörterbuch der Akademie, dessen dunkle Sprüche für ihn den Wert einer Reichsgerichtsentscheidung besaßen. Wo auch immer auf meines Lebens verschlungenen Bahnen ich mit Klosteranern zusammenkam – die Brücke der Verständigung blieb Lamprecht.“

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Rabbi Martin Salomonski: Ein Jahr an der Somme (1917), S. 22-23.

Die große Schublade

Meine Inanspruchnahme erweiterte sich und mein Dienstzimmer wurde Gasthaus, Speisewirtschaft, Zigarren= und Bankgeschäft, Buchhandlung, photographische Kunstanstalt, Schalter für Handgepäck, Auskunftei, Beschwerdestelle und beinahe Schneiderwerkstatt.

Da kam ein Pommer zu mir herein und hielt einen großen Vortrag über seine Hose. Der Mann ließ sich nicht unterbrechen. Als er endlich fertig war und ich ihm riet, er solle zum Schneider gehen, da meinte er treuherzig: Nun bin ich hier vorbeigekommen und da hab ich gemeint, das wird er auch verstehn!

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Ein Gedicht zum Muttertag

Martin Salomonski war Rabbiner in Frankfurt an der Oder und in Berlin. Im Ersten Weltkrieg übernahm er als Feldrabbiner die Seelsorge der jüdischen Soldaten im deutschen Heer. Über seine Erlebnisse hat er noch während des Krieges ein Buch veröffentlicht, das gut lesbar und sehr aufschlussreich, aber passagenweise aufgrund einer chauvinistischen Deutschtümelei kaum zu ertragen ist. Es trägt den Titel: Ein Jahr an der Somme (1917). Salomonski wurde 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet.

Dieses Gedicht schrieb Salomonski im Feld.

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